Projekt Nr. 66
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Material:
- Stellprobe 1 – Übersicht
- Die 20 Arbeiten
- Die vorgestellten Darsteller
- Ausstellung Visuell Workout
- Texte
Projekt davor
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Link:
http://www.ep-contemporary.de

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Visuell Workout Auszüge aus der Eröffnungsrede von Bodo Rott am 14.07.2023
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Der 3. Raum der Galerie mit Arbeiten von Matthias Beckmann
Auszüge aus der Eröffnungsrede von Bodo Rott

[…]
Alle vier KünstlerInnen arbeiten im Feld figürlicher Bildlichkeit, die sie szenisch, emblematisch, erzählend oder analytisch auslegen. In ihren Arbeitsweisen verbinden sie Subjektivität und Intuition mit Reflexion. Sie denken in Bildern und fertigen Bilder. Ihre Werke transportieren nicht in erster Linie Inhalte oder Botschaften, sondern stellen virtuelle Erfahrungsfelder vor, die Wahrnehmung, Innen- und Außenwelt, Erfindung und Beschreibung auf die Probe stellen.
 
Man kann das durchaus als „Visual Workout „bezeichnen, der allerdings nicht fördert, was stark macht, sondern das, was die Wahrnehmung verfeinert.
[…]

Unter dem Titel Visual Workout stellen, auf Einladung von Bodo Rott, Matthias Beckmann, Margret Eicher, Hannes Kater und Bodo Rott in der Galerie ep-contemporary vom 14.07. bis zum 12.08.2023 aus.
site-specif Matthias Beckmann zeichnet das Sichtbare, vor allem aber ein Feld, seine speziellen Blickwinkel. Die Volumen und Raumtiefen entwickelt er dabei nicht über die plastische Vorstellung von den Dingen, sondern an den Lineamenten, die er seinem Blick auf die Gemengelage der Dinge in seinem Sichtfeld, auf ihr Neben-, Hinter,- Vor- oder Durcheinanderliegen entnimmt. Immer entspricht die Linie einem in diesem Vorgang empfangenen Impuls. Gleichzeitig beschränkt sich Matthias Beckamnn auf ein sehr strenges Werkzeug, den Minenbleistift. Er gehört in den Bereich der Konstruktions- Zeichnung. Der damit erzeugte Strich bleibt ohne Modulation und wirkt so eher technisch oder journalistisch. Uns als Betrachtern beschert das Medium in Verbindung mit Beckmanns Herangehensweise, dass seine Bilder so gleichwertig als graphische Zeichen und Szene lesbar werden. 
 
Natürlich wirkt das Beobachtet zurück auf Matthias Beckmanns Bildsprache. Das sehen wir auf den zehn Blättern, die er hier zeigt von seinen Wanderungen zu den Berliner Gedenkstätten. Dort haben sich zu den Linien farbige Einschübe und Flächen gesellt. Die sind in einem zweiten Arbeitsschritt mit Pinsel und Aquarell eingetragen. Die Blätter gewinnen so grössere Bildhaftigkeit.Matthias Beckmann bringt darüber hinaus neue Spannungsbögen in seine Arbeit ein, sei es , dass die Spannung entsteht zwischen Aquarell und zeichnerischen Netzwerk oder zwischen zwei coloristisch herausgehobenen Details. 
site-specif Margret Eicher ist Konzept- und Medienkünstlerin. Ihre digitalen Bildfindungen lässt sie als Tapisserien weben. Diese Tapisserien haben ja schon in ihren historischen Vorgängern aus der Spaätgotik, der Renaissance und des Barock diese besondere stellung eingenommen zwischen Kunst und Kunstgewerbe , zwischen Bild und Möbel, zwischen Repräsentationsabspruch und Komfort. Nun kann man fragen, was denn die Repräentationsform einer feudal struktuerierten und unter Umständen absolutistischen Gesellschaft in unsrer Gegenwart leisten kann. Margret Eicher gibt darauf eine Antwort. Für sie bildet der Wandteppich einen ornamentalen und einen Wertungsrahmen, dessenn affirmative Herrschaftsästhetik der Vergangenheit sie löscht. Die idealisierenden Szenen fallen bei Ihr weg. Sattdessen finden in diesem Rahmen ihren Niederschlag die Bildwelten einer leistungsorientierten, digital gestützten Massensgesellschaft. Und halten da Einzu die starken Männer, knapp bekleideten Frauen, die Super heldInnen, , Emojis, Icons und Spruchbänder, aber aiuch Intifadakämpfer, Favelahütten und Monumente, die damit herrschaftliche Noblesse erlangen, die sie damit natürlich auch gleichtzeitig in Frage stellen. Die Kostbarkeit der Ausführung steht dabei im Gegensatz zur Fülle der völlig unterschiedlichen, gegensätzlichen und widerläufigen visuellen Codes aus allen Schichten der Gesellschaftt. Mit diesen dynamischen Kompositionen misst Margret Eicher unserer Gegenwart den Puls. 
site-specif Hannes Kater zeichnet. Er zeichnet in den hier zu sehenden Arbeiten (auf der Abbildung links im 2. Raum im Hintergrund zu sehen) mit einer strengen, unmodulierten Line und – ganz anders als Matthais Beckmann – widmet er sich den inneren Bildern. Er geht dabei zwischen zwei Polen oszillierend vor: einerseits beginnt er mit einer Art des automatischen Zeichnens, einem Sichgehenlassen. Dem setzte er anschliessend ein reflektiertes modulares Arbeiten entgegen, wo er, von ihm entwickelte graphische Formeln, einsetzt. Aus einem ursprünglich willkürlich gesetzten Nukleus leitet er ein Ordnungsprinzip ab, das er in die weitere fortschreitende Zeichnung einbringt.

So entsteht eine Zeichnung, in der die eingebrachten Formeln und Elemente miteinander Sinn aushandeln und Kater sich so über diese neugefassten Zeichen und ihr unvorhersehbartes Zusammenspiel neue Zusammenhänge erschliessen kann. Seine Formeln, also diese Module, nennt er Darsteller. Über sie führt er ein Darstellerlexikon.

Was wir hier in der Ausstellung sehen, ist eine Verbindung aus diesen automatischen Handzeichnungen und dem Darstellerlexikon. Hannes Kater zeigt hier sieben Digitaldrucke aus der Serie der Tageszeichnungen, Über den Digitaldruck sind die Register aus dem Darstellerlexikon eingebracht, die sind rot abgesetzt in den Werken. Sie zeigen die entwickelte Formel, dieses zeichnerische Kürzel. Die Beschreibung steckt die Begriffssphärte ab, für die diese Formel, also der jeweilige Darsteller, steht.

site-specif Bodo Rott ist ein Maler. An seinen Werken fällt zuerst die starke graphische Gewichtung auf. Die Linie ist auch hier präsent, aber moduliert und dynamisch. Gleichzeitig entwerfen die Werke eine stark plastische Räumlichkeit. Über diese Ortsbeschreibungen, über diese Raumentwürfe vereinigt der Künstler ganz verschiedene Blickwinkel und Zeitebenen, gesehene Wesen und gesehene Bilder, aber auch erinnerte Momente zu einem kaleidoskopischen Gewebe. Die zunächst ornamentale Tapetenhaftigkeit gibt dann eben auch Platz für eine pulsierendere Tiefenraumillusion. „Hortus Convulsus“ heißt diese Werkgruppe, „Verzerrter“ oder „VerdrehterGarten“ und ist natürlich mit einem Beiklang an den „Hortus Conclusus“ der christlichen Ikonographie gewählt. Es handelt sich aber eher um eine Art inneres Unterholz, in das die Dinge, Pflanzen und Tiere niemals unversehrt gesetzt werden. Sie werden oft bis an den Rand der Unkenntlichkeit verzerrt, daher der Name. Transformation, und Erinnerung, Vitalität und Vergänglichkeit sind die Begriffe, die hier das Feld abstecken sollen für diesen etwas entropischen Ansatz der Bildschöpfung.

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